Ritornano sempre come corredo indispensabile ogni volta che parliamo di „Opzioni“. Anzi, le foto di Irma Oberkofler costituiscono gran parte dell’immaginariostesso di quel dramma sudtirolese del 1939. Le famiglie in partenza dalla stazione di Bressanone negli anni 1939 e 1940: gruppi in festa, cori, mani alzate, carretti carichi di bagagli, visi di giovani entusiasti che finiranno al fronte e visi di vecchi contadini e contadine sui quali nemmeno il momento di “posa” riesce a cancellare la tristezza.La prima volta che ho potuto sfogliare i preziosi album è stato nel 1989, in occasione dei lavori di preparazione della mostra “Option Heimat opzioni”. Solo anni più tardi ho saputo chi ne era stata l’autrice e la genesi. A parlarmene è stato il figlio, Franz Oberkofler, mio collega prima a Bressanone e poi a Bolzano, che ha conservato e valorizzato il fondo di illustrazioni della madre. Un fondo senza il quale il nostro sguardo su quegli anni sarebbe più povero. (c.r.)
Danke Irma, die Dableiberin
Franz Oberkofler
Der Irma aus Brixen verdanken wir, dass wir heute Fotos aus der Zeit der Option haben, über die Abfahrt der Auswanderer vom Bahnhof Brixen ins Deutsche Reich im Jahre 1939.
Irma, meine Mutter hat Bilder dieser Zeit gesammelt und bei Abfahrt eines Zuges mit Auswanderern ging sie mit ihrer Kamera zum Bahnhof die Umsiedler noch einmal zu fotografieren und sich von ihnen zu verabschieden. Viele Auswanderer waren Kunden meiner Eltern.
Irma war eine Geschäftsfrau, die erste Jägerin in Südtirol, bekannt im Eisacktal, wie auch im Pustertal. Als es noch keine Autos in Brixen gab, ist sie mit der Kutsche nach Franzensfeste, Sterzing oder Mühlbach, nach Vintl, Bruneck, oft bis nach Taisten gefahren, auf der Suche nach Aufträgen.
Oft war sie dann mehrere Tage unterwegs, kaufte Getreide, Kartoffeln, Kraut oder andere Lebensmittel direkt beim Bauern für das Geschäft in Brixen unter den kleinen Lauben, welches damals auch am Sonntag geöffnet war, mit Verkaufsständen auch unter den Lauben. Die Bauern kamen Sonntags oder an Markttagen in die Stadt um einzukaufen. Oft hatten arme Bauern nicht mal das Geld für das Saatgut. Die Dreißigerjahre waren für viele schwer. Ein Bauer hatte zwar die selbst erzeugten Grundnahrungsmittel zum Leben, aber Bargeld hatte er wenig.
13 Angestellte hatten meine Eltern und fast alle haben auch im Haus geschlafen und gegessen. Es war immer was los bei uns zu Hause, es war wie ein kleines Dorf, ein reges Treiben, es war Leben in dem Haus unter den kleinen Lauben.
Ein Bauer brachte das Getreide, welches gleich dem Müller nach Mühlbach geliefert wurde. Es waren Jutesäcke zu je 100 Kilo. Die Angestellten hatten schwer zu tragen.
Dann kam das Fuhrwerk mit den Krautköpfen. Diese mussten zu Sauerkraut aufgeschnitten und anschließend in großen Fässern zur Gärung gelagert werden; dann kam der Jäger mit dem Rehbock den er verkaufen wollte. Wildhasen gab es damals noch viele und Fasane, Wildenten, auch Zirmgratschen (Eichelhäher) wurden von meinen Eltern angekauft. Dann waren am Bahnhof die Würste aus Ungarn und der Schinken aus Prag abzuholen, der getrocknete Stockfisch aus Norwegen. Aus Mailand kam Salami, aus Bologna die Mortadella, vom Bauern das Fleisch, die Eier und die frische Butter. Kaffee wurde im Geschäft in einer großen Maschine geröstet und 8 Verkäuferinnen bedienten die Kunden im Geschäft: “Was kostet der Pfeffer?, geben sie mir bitte 10 Gramm, dann bitte ein Kilo Nullermehl, einen halben Kilo Zucker und 5 Deka Ungarische. Auch noch 10 Gramm Paprika, was kostet der Paprika? Können sie mir das dann bitte alles aufschreiben”.
Oft wurde es dann doch zu viel für meine Mutter und sie verließ den Laden unter irgendeinem Vorwand und ging auf die Jagd. Sie wurde immer verständigt, dass die Enten in den “Ehrln” (heutige Industrizone) gesehen wurden. Hektisch nahm dann Irma ihr Gewehr und den Hund, lief zum Fluss und wartete. Einmal war ich dabei: ein Schuss und die Ente fiel direkt in den Eisack. Nun musste sie der Hund aus dem Wasser holen. Er sprang, setzte der Ente nach, nahm sie behutsam ins Maul und schwamm mit ihr ans Ufer.
Immer wenn Finanzer (Steuerfahnder) unangemeldet in den Laden kamen, stand mein Vater sofort auf und verließ fluchtartig das Geschäft. Meine Mutter musste sich dann immer um die Kontrolleure kümmern. Sie hatte wenig Schwierigkeiten solche Situationen zu meistern. Meine Mutter war eine lustige, unterhaltsame Frau und redete für ihr Leben gern.
Als mein Vater sich dann sein erstes Auto kaufte, war er einer der ersten in Brixen. Einmal musste er nachts nach Afers (Ploseberg), um eine schwangere Bäuerin ins Krankenhaus zu fahren. Damals gab es noch kein “Weisses Kreuz” und Geld hatten die Bauern auch wenig. Meine Eltern haben gerne den Leuten geholfen, wenn es nötig war.
Dann kam die schreckliche Optionszeit, man musste sich entscheiden entweder für Deutschland oder für Italien zu optieren. Nach Deutschland auswandern oder in Brixen bleiben. Meine Eltern haben sich entschieden dazubleiben. 90% der Brixner haben für Deutschland optiert und meine Eltern waren die “Verräter des Vaterlandes”. Niemand kam mehr ins Geschäft, so groß war der Hass auf die Dableiber. Mein Vater wurde gleich zum Militär einberufen, er sollte an die Front, nur ein ärztliches Zeugnis hatte ihn davor bewahrt. Er kam dann zu den Standschützen nach Schlanders. Das Auto wurde ihm auch abgenommen und einem Arzt zur Verfügung gestellt.
Um nicht gänzlich ohne Arbeit zu bleiben fuhr meine Mutter nun von Kloster zu Kloster und suchte neue Kunden. Es ist ihr dann auch gelungen mit dem Klerus Geschäfte zu machen. Meine Mutter war eine tüchtige Geschäftsfrau.
Es war damals auch nicht üblich, dass eine Frau auf Geschäftsreise ging. Später hat sie dann auch dem italienischen Militär viel verkauft und es ist ihr finanziell nie schlecht gegangen, auch nicht zur Zeit der Lebensmittelkarten.
Sie fotografierte gerne. Sie hatte Zeit, ihr Geschäft war leer.
Viele Geschichten erzählten unsere Eltern in der Jagdhütte, welche sich mein Vater am Pfeffersberg bauen ließ, auch um den Feindseligkeiten der Stadt zu entgehen. Sie haben sich dort wohlgefühlt. Sie erzählten von den Abenden während des Krieges, wie sie heimlich Radio London hörten. Ein Onkel war hinter dem Haus und kontrollierte, ob wohl keiner käme der sie dabei erwischen würde. Nicht mal den Verwandten konnte man trauen. Man wurde sofort erschossen wenn man diesen Sender hörte.
Am Samstag gab es dann immer “Tirtln” beim Bauern und dort wurde über die Neuigkeiten in der Stadt geredet, über Politik und die Jagd. Meine Eltern waren damals eine Art Zeitung für die Bauern.
Meine Mutter war noch sehr jung als sie heiratete, sie war 13 Jahre jünger als mein Vater und sie war voller Lebenslust. Mit 19 schon verheiratet, auf uns Kinder musste sie aber noch 24 lange Jahre warten. Meine Mutter war überzeugt keine Kinder mehr zu bekommen. Sie fuhr sogar nach Padova zum Grab des heiligen Antonius, legte ihre Hand auf den Grabstein und 9 Monate später war dann auch noch meine Schwester da, die Antonia.
Oft fuhr meine Mamma nach Innsbruck, München oder Wien zum Einkaufen. Sie liebte die große Stadt, das gute Essen, ein Theater. Die Neugierde hat sie immer getrieben. Brixen war ihr oft zu klein.
Irma hat in den Auswandererjahren viele gute Fotos gemacht und auch zugekauft. Sie sammelte diese Bilder und sie waren immer ihr ganzer Stolz. Immer wieder musste sie diese unseren Bekannten und Verwandten zeigen. Heute sind diese Bilder für die Geschichte dieser Zeit einmalig und sind in Publikationen und Filmen zur Optionszeit in Südtirol zu sehen.
Wir Kinder sind sehr stolz auf unsere Mamma, sie war eine große Südtirolerin.