Klaus Pumberger
Worüber wir nicht geredet haben
Arisierung, Verdrängung, Widerstand.
Ein Haus und die Geschichte zweier Familien
StudienVerlag, Innsbruck/Wien/München 2015
ISBN: 978-3-7065-5406-0
Un’appassionata ricerca sulla storia di due famiglie dalle origini e dai destini diversissimi che trovano il loro punto di contatto in una casa nell’Alta Valle del Danubio, “arianizzata” nel marzo del 1940. Da un lato, la famiglia contadina sudtirolese Eppacher (da cui discende l’autore) che vi si trasferisce in seguito all’opzione per il Reich; dall’altro la famiglia viennese Beer a cui essa viene tolta. Una ricerca che attraversa l’intero Novecento.
La casa nell’Alta Valle del Danubio
al centro della narrazione
Präsentation des Buches von Klaus Pumberger
Wann: 18. März 2016, um 18.00 Uhr
Wo: Stadtarchiv Bozen
mit Klaus Pumberger und Leopold Steurer
Presentazione del libro di Klaus Pumberger
Quando: 18 marzo 2016, ore 18.00
Dove: Archivio Storico della Città di Bolzano
Con Klaus Pumberger e Leopold Steurer
Im Mittelpunkt des historischen Teils des Buches steht die Geschichte zweier Familien. Diese haben zunächst gar nichts miteinander zu tun, schließlich sind sie sehr weit voneinander entfernt: Hier die kinderreiche Bergbauernfamilie Eppacher – deren Nachkomme der Autor ist – aus einem Südtiroler Gebirgsdorf, da die vorerst wohlhabende Familie Beer aus dem Wiener Bürgertum. Später werden sie jedoch durch den Lauf von politischer Geschichte zusammengezwungen.
Südtirol und seine Zeitgeschichte – ein zentralen Schauplatz: Familie Eppacher gelangt als Folge ihrer Option für das Deutsche Reich aus Taisten, Gemeinde Welsberg, im Pustertal nach Wesenufer im Oberen Donautal. Dort wird sie Pächter eines Hauses, das von den Nazis im März 1940 beschlagnahmt und anschließend arisiert wurde. Eigentümer ist Ludwig Beer, dessen Leben als Widerstandskämpfer bis zu seiner Hinrichtung am 20. September 1944 im KZ Dachau nachgezeichnet wird: illegale Aktivitäten im Austrofaschismus, Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg und in der französischen Résistance, Widerstand gegen die NS-Herrschaft in Wien.
Familiengeschichte als Zeitgeschichte: Individuelle Familienerfahrungen werden mit „großer“ Geschichte verwoben. Unterschiedliche, oft gegensätzliche Welten und extreme politische Umstände treffen aufeinander. Das Haus mit seiner Historie und den beiden Familiensagas erzählt uns europäische Zeitgeschichte aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dabei werden auch die Zusammenhänge zwischen Südtiroler Umsiedlung und Arisierung ausführlich beleuchtet.
Das Buch als persönliche Aufarbeitung und „Familientherapie“: Im aktuellen Teil werden sowohl sein Entstehungsprozess als auch die Auswirkung von Geschichte und ihrer Wahrnehmung bis in die Gegenwart sichtbar. Recherchereisen führen den Autor an die verschiedenen Orte der Handlung: in die USA, nach Russland und in mehrere europäische Länder. Er muss unerwartete und heikle Forschungsergebnisse in das Buch und in seine Identität integrieren.
Aus dem Inhalt / Capitoli del libro
Auf der Kager 5. Ein Haus in der Provinz an der Donau. Zwei Familien: Beer und Eppacher
Wien, um 1900. Das jüdische Bürgertum. Die Welt von Familie Beer in der Hauptstadt. Komplizierte Spurensuche
Auf der Kager 5, Wien, Oktober 1917 bis Frühjahr 1921. Unterschiedliche Welten finden einander. Louis Beer und Rosa Ecker. Neue Besitzer. Herausfordernde Recherchen
Südtirol, nach dem Ersten Weltkrieg. „Wir waren Zerrissene“. Die Welt von Familie Eppacher im Dorf in den Bergen. Umgang mit einem Mythos
Wien, April 1921 bis Februar 1938. Sportler, Tischlerlehrling und Kommunist. Gesichter des jungen Ludwig Beer. Unerwarteter Fund von Unterlagen
Wien, März 1938 bis März 1939. Familie Beer nach dem „Anschluss“. Ludwig Beer und sein Mut. Eine persönliche Annäherung
Spanien, April 1938 bis Februar 1939. „Ich möchte mir die Front, an der ich kämpfe, selbst aussuchen“. Ludwig Beer nimmt am Bürgerkrieg teil. 75 Jahre später an denselben Orten
Südtirol, Herbst 1939. Die Option: bleiben oder gehen? Familie Eppacher wählt die Auswanderung nach NS-Deutschland. Scham und Schweigen
Südfrankreich, Februar 1939 bis Juni 1940. „Wie viel ich noch lernen muss“. Ludwig Beer interniert im Lager. Gespräch mit einer Zeitzeugin
Auf der Kager 5, Sommer 1940. Ein Haus, verwickelt in zwei Familiengeschichten. Umsiedlung und Arisierung. Legenden und Selbst-Viktimisierung
Frankreich, Juni 1940 bis Februar 1943. „Sofort und ohne Unterbrechung alles riskieren“. Ludwig Beer in der Résistance. Zufall hilft der historischen Forschung
Auf der Kager 5, Stalingrad, Paris, September 1941 bis Februar 1943. Die Kriegswende: neue Hoffnung bei Ludwig Beer, tragischer Verlust bei Familie Eppacher. Reise nach Moskau und Wolgograd. Zwei Generationen und ihre Sicht auf die Familiengeschichte
Wien, Frühjahr bis Sommer 1943. „Kein Opfer mehr für Hitlers verlorenen Krieg!“. Ludwig Beer kehrt zurück: aktiv im Widerstand. Zeitgenössische Aussagen als wichtige Quelle
Oberes Donautal, Linz, Wien, März 1942 bis September 1943. „Das Vermögen des Juden Ludwig Beer ist verfallen“. Nächste Phase der Arisierung. Ein Haus meiner Geschichte
Wien, August 1943 bis Februar 1945. „Bitte wäre es Dir nicht möglich, mir ein paar gekochte Kartoffeln zu schicken?“ Die Gestapo schlägt zu. Politische Umbrüche erleichtern historische Aufarbeitung
Dachau, Wien, Baranów, Viborg, Mauthausen, April 1944 bis April 1945. „Heute ich, in ein paar Wochen ihr!“ Das Ende des Nationalsozialismus für beide Familien. Reflexionen in Dachau
Auf der Kager 5, Linz, Wien, September 1945 bis Dezember 1950. „Ich bin dafür, die Sache in die Länge zu ziehen“. Die Restitution des Hauses an Rosa Beer. Begegnungen am Schauplatz heute
Über den Autor
Klaus Pumberger, Dr. phil., geboren 1961 in Braunau/Oberösterreich, Studium der Politikwissenschaften und Geschichte an den Universitäten Salzburg, Innsbruck und Warschau, Dissertation über die Entstehung der polnischen Solidarnosc, in den 1990er Jahren Projektleiter der deutschen Friedrich-Ebert-Stiftung in den Büros Prag, Bratislava und Warschau, derzeit Senior Human Resources Consultant in einem Wiener Industrieunternehmen, ehrenamtlicher Leiter der „Akademie an der Grenze“ und Mitglied des Vorstandes der „Kreisau-Initiative“ in Berlin. Johann und Maria Eppacher, geborene Hellweger, verwitwete Haspinger, sind die Großeltern mütterlicherseits des Autors.