1914-1918 - DER ERSTE WELTKRIEG
EREIGNIS UND ERINNERUNG
FORSCHUNGSFRAGEN UND PERSPEKTIVEN.
EIN WERKSTATTGESPRÄCH
Eine Veranstaltung der Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Wien)
DONNERSTAG 27.02.14
20.00 UHR
Krieg als gesellschaftliche Grenz- und Gewalterfahrung. Der Erste Weltkrieg und Tirol
Dr. Oswald Überegger, Direktor des Zentrums für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen
FREITAG 28.02.14
14.00 UHR
Begrüßung und Einführung
Moderation: Univ.-Prof. Dr. Brigitte Mazohl
14.30 UHR
Die Quadratur des Zirkels. Die Verfassungsreformpläne der cisleithanischen Regierungen 1914–1918
Helmut Rumpler, em.Univ.Prof. für Neuere und Österreichische Geschichte, Institut für Geschichte, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
15.15 UHR
Der wirtschaftliche Kollaps Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg
Dr. Anatol Schmied-Kowarzik,Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien
15.45 UHR
Kaffeepause
Moderation: Univ.-Prof. Dr. Arnold Suppan
16.15 UHR
Die Maideklaration (1917) als Wendepunkt der südslawischen Politik im Ersten Weltkrieg? Mythos und Realität
Ao. Prof. Dr. Andrej Rahten, ZRC SAZU Ljubljana, Universität Maribor
16.45 UHR
„[…] hinter den Fronten aber kämpft die Frau ihre siegreiche Schlacht […]“. Der Erste Weltkrieg und die Gender-Perspektive
Mag.a Dr.in phil., ao. Univ.-Prof.in Gunda Barth-Scalmani, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Universität Innsbruck
17.15 UHR
La guerra immaginata. Temi e forme della mobilitazione culturale in Italia (1914–1918)
Prof. Dr. Marco Mondini, Istituto Storico Italo-Germanico, Trento; Dipartimento di Sociologia, Università di Padova
17.45 UHR
Diskussion
Krieg als gesellschaftliche Grenz- und Gewalterfahrung. Der Erste Weltkrieg und Tirol
Der Überblicksvortrag versucht die Bedeutung des Ersten Weltkrieges für Tirol aus einer etwas anderen Perspektive zu beleuchten. Zum einen fragt er danach, welche Rolle der Krieg als Gewalterfahrung und soziale Grenzerfahrung für die Tiroler Gesellschaft spielte, und zum anderen versucht er die Bedeutung herauszustreichen, die diesem Krieg als (auch regionale) Erfahrung einer globalen Moderne und – über das Jahr 1918 hinausgehend – als regionale Erinnerungsinszenierung zukam und teilweise noch heute zukommt.
Die Quadratur des Zirkels. Die Verfassungsreformpläne der cisleithanischen Regierungen 1914–1918
Das viel zitierte „Österreichische Staats- und Reichsproblem“ resultierte aus dem Gegensatz zwischenGesamtstaatsidee und Länderautonomie. Weder der bürgerlichen Revolution von 1848, noch dem Neoabsolutismus (1849–1861), nur partiell dem österreichischungarischen „Ausgleich“ von 1867, schon gar nicht dem liberalen Reichszentralismus Cisleithanien ist es gelungen, das Reich in einen Staat umzugestalten. Obwohl angesichts der Verschärfung des Nationalitätenkonfliktes die Chancen für einen Ausgleich immer geringer wurden, ließen die Regierungen Reformkonzepte ausarbeiten. Kaiser Karl hat diese Konzepte mit seinem Manifest vom Oktober 1918 überboten, in dem er den Völkern die Gründung von Nationalstaaten anbot.
„[…] hinter den Fronten aber kämpft die Frau ihre siegreiche Schlacht […]“. Der Erste Weltkrieg und die Gender-Perspektive.
Während des Krieges wurde die traditionelle Ordnung der Geschlechter durch die Anforderungen an Frauen im Arbeitsleben aufgeweicht, sie durften Maschinen bedienen, die man zuvor für sie schädlich gehalten hatte, sie mussten Entscheidungen treffen, die man vor 1914 ihnen nicht alleine überlassen hatte wollen. Symbol dafür waren die Hosen, die viele Frauen nun beim Arbeiten im städtischen oder ländlichen Raum anhatten. Der Beitrag setzt sich zum Ziel, das infolge zunehmender Industrialisierungs- und Dienstleistungsquote und Verstädterung veränderte weibliche Arbeitsleben in Cisleithanien während des Ersten Weltkriegs darzustellen.
Die Maideklaration (1917) als Wendepunkt der südslawischen Politik im Ersten Weltkrieg? Mythos und Realität
In der jugoslawischen Historiographie wurde der Maideklaration der südslawischen Abgeordneten im Wiener Parlament von 1917 eine prominente Stelle zugeschrieben. Allerdings zeigen die neueren Forschungen, dass es sich dabei nicht um einen Wendepunkt der südslawischen Politik im Ersten Weltkrieg handelt. Die Maideklaration passte nämlich inhaltlich mit der trialistischen Resolution des Krainer Landtags und mit Ivan Šusteršics Memorandum an Erzherzog Franz Ferdinand von 1909 zusammen. Ein bedeutender Unterschied bestand jedoch darin, dass die beiden Programme aus der Vorkriegszeit eine langfristige Lösung vorsahen, während die südslawischen Abgeordneten mit der Maideklaration eine prompte Reaktion seitens der österreichisch-ungarischen Regierungskreise erwarteten.
Der wirtschaftliche Kollaps Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg
Anders als bisher untersucht, können die Ursachen der zunehmenden Schwierigkeiten der Kriegswirtschaft Österreich-Ungarns nicht anhand der „objektiven“ Produktions- und Leistungsdaten erkannt werden, die über die Versorgungslage und einen angeblichen Mangel an Lokomotiven (Robert J. Wegs) erklärt wurden. Vielmehr sind sie im Schleichhandel zu suchen, der sich für die staatliche Ressourcenverteilung im Sinne der Kriegsführung zersetzend auswirkte.
La guerra immaginata. Temi e forme della mobilitazione culturale in Italia (1914–1918)