Autor /autore: Michael Stephan

 

Aus / Rif. bibl.: Stephan, Michael, Karl (Ritter von) Müller. Ein Leben zwischen München und Bozen, in: Hannes Obermair, Stephanie Risse, Carlo Romeo ((Herausgegeben von / a cura di), Regionale Zivilgesellschaft in Bewegung / Cittadini innanzi tutto, Folio Verlag, Wien / Vienna – Bozen / Bolzano 2012, pp. 462-482.

 

 

 

 

 

ABSTRACT

 

 

Michael Stephan: Il cavaliere Karl von Müller. Una vita tra Monaco e Bolzano

 

L’ingegnere e architetto Karl von Müller (1821-1909) donò alla città di Monaco un blocco residenziale da lui costruito nel 1894 („Müllerhäuser“) nel quartiere Maxvorstadt con la clausola che i proventi ricavati dalla sua vendita fossero impiegati per la realizzazione di una piscina pubblica coperta. Il contributo di Michael Stephan presenta in particolare la lunga fase di progettazione e (dal 1897) di costruzione del “Volksbad”. Müller si era stabilito a Bolzano, dove nel 1889 aveva eretto la dimora per l’ultima parte della sua vita (la “villa Girasole” a Gries). Da qui egli continuò a intromettersi nel lavoro dell’architetto incaricato, Carl Hocheder. Il „Müller'sches Volksbad“, situato sulle rive dell’Isar, fu solennemente inaugurato il 1° maggio 1901. In quell’occasione a Müller fu conferito un titolo nobiliare. All’epoca l’impianto era uno dei più grandi in Europa; oggi è uno degli edifici dello Jugendstil meglio conservati al mondo. In seguito a una curiosa controversia riguardo a un’iscrizione commemorativa presso i „Müllerhäuser“, l’anziano ingegnere pensò di donare gran parte del suo patrimonio alla città di Bolzano e non più, come era sua iniziale intenzione, alla città di Monaco. Nel testamento (1907) tale donazione fu nuovamente legata alla realizzazione di una piscina coperta, a Bolzano o a Gries. A causa delle complesse clausole del testamento, il legato di Müller poté però essere utilizzato solo nel 1937 e comunque soltanto per il pagamento di una rata di ammortamento del prestito ottenuto nel 1932 per la realizzazione del “Lido”. La piscina coperta per Bolzano, che Müller aveva immaginato con il suo legato nel 1907, divenne realtà soltanto 60 anni dopo e per vie del tutto diverse.

 

 

 

 

Michael Stephan: Karl (Ritter von) Müller. Ein Leben zwischen München und Bozen

 

 

Der Bauingenieur und Architekt Karl (seit 1901: Ritter von) Müller (1821-1909) stiftete im Jahr 1894 einen von ihm gebauten Häuserblock („Müllerhäuser“) in der Münchner Maxvorstadt zur Baufinanzierung des ersten öffentlichen Hallenbades in München. Der Aufsatz zeichnet vor allem die langwierige Planungs- und Bauphase (ab 1897) nach. Müller, der sich schon 1889 mit der „Villa Girasole“ im heutigen Bozener Ortsteil Gries seinen Alterssitz errichtet hatte, mischte sich von dort aus unentwegt in die Arbeit des beauftragten Architekten Carl Hocheder ein. Das „Müller'sche Volksbad“, direkt am Ufer der Isar gelegen, wurde zu Lebzeiten des Stifters am 1. Mai 1901 feierlich eröffnet (es gehört heute noch zu den am besten erhaltenen Jugendstil-Gebäuden weltweit). Nach einem eher kuriosen Streit wegen einer Gedenktafel an den „Müllerhäusern“ bedachte Müller in seinem 1907 verfassten Testament die Stadt München nicht mehr, sondern vermachte einen Großteil seines Vermögens der Stadt Bozen, wiederum mit der Auflage der Erbauung einer Badeanstalt in Bozen oder Gries. Müllers Legat konnte aufgrund der komplizierten Klauseln seines Testaments erst im Jahr 1937 verwendet werden, allerdings lediglich zur Bezahlung einer Tilgungsrate für das beim Bau des Freibades „Lido“ im Jahr 1932 aufgenommene Darlehen. Das Hallenbad für Bozen, das Müller beim Verfassen seiner Stiftung 1907 vorschwebte, ist erst 60 Jahre später auf andere Weise Wirklichkeit geworden.

 

 

 

 

INDEX

 

 

Parallelität der Ereignisse

 

Karl Müllers erste Jahre (1821–1859)

 

Karl Müller in München (seit 1859) und Bozen (seit 1889)

 

Die Planungen für ein Hallenbad in München (1894–1896)

 

Der Bau des Müller'schen Volksbades (1897–1901)

 

Eröffnung des Müller'schen Volksbades und Ehrung für den Stifter (1901)

 

Der Streit um die Gedenktafel an den Müllerhäusern in München (1902–1904)

 

Müllers letzte Jahre in Bozen (1904–1909)

 

Erinnerung an Müller in München und Bozen

 

Bibliographie

 

 

 

 

Iscrizione commemorativa sulle passeggiate di Sant'Osvaldo, Bolzano

 

 

 

[…] Müllers letzte Jahre in Bozen (1904–1909)

 

 

 

Ob sich Müller und der Architekt Carl Hocheder wieder in Bozen begegnet sind, als Hocheder dort ab 1904 das neue Rathaus baute, wäre interessant. Denn auch bei diesem Auftrag verstand es Hocheder, das Rathaus durch seine großstädtisch-elegante, neubarocke Ausführung in das Stadtbild einzufügen. „Der Rathausturm zeigt Ähnlichkeiten mit verschiedenen Tiroler Kirchenbauten, vor allem aber mit seinem wenige Jahre zuvor erbauten 'Müllerschen Volksbad', das der auch in Bozen aktive Mäzen Karl Ritter von Müller der Stadt München beschert hatte.“[1] Auch dies ist ein Beweis für die „Münchner Maßstäbe“, für den Siegeszug der Münchner Architektur in dieser Zeit!

  

Zwei Jahre vor seinem Tod fuhr der 86jährige Müller zum letzten Mal nach München. Am 10. Januar 1907 schloss er bei dem Notar Oskar Schmidt sein umfangreiches Testament ab.[2] Nach dem Streit um die Gedenktafel an den Müllerhäusern verwundert es nicht, dass die Stadt München keine weitere Mark mehr erhielt.[3] Der Kurverein Bozen-Gries wird dagegen nicht weniger als sechs Mal mit Vermächtnissen aus dem sehr beträchtlichen Vermögen bedacht. So vermachte Müller u.a. die Villa Girasole samt Weingut und Ziergarten dem Kurverein Bozen-Gries, allerdings mit lebenslangem Wohnrecht für seine Schwester Sofie sowie weitere genannte Verwandte. Weiter sollte der Kurverein „zur Hebung der Kurverhältnisse“ 60.000 Mark erben und außerdem noch 74.500 Mark „zur Erbauung einer Badeanstalt mit Schwimmbassin in Bozen oder Gries“ erhalten.[4]

 

Am 1. Juli 1909 starb Müller im Alter von 88 Jahren in Gries.[5] Die Beisetzung fand am 4. Juli 1909 in Weilheim im elterlichen Grab auf dem Friedhof bei der Sebastianskapelle statt. In der Münchner Stadtchronik wird ausführlich berichtet, wer „dem hervorragenden Manne und Wohltäter der Menschheit“ die letzte Ehre gab.[6] Als Vertreter der Stadt München nahmen teil: Rechtsrat Heinrich Schlicht, der sozialdemokratische Magistratsrat Eduard Schmid (er war von 1919 bis 1924 Erster Bürgermeister Münchens)[7], für den Magistrat Kollegiumsvorstand Johann Schwarz sowie der Gemeindebevollmächtigte Anton Goldstein; für die Stadt Weilheim der Stellvertreter des Bürgermeisters Weber mit Magistratsrat Bögler, dann Beamte und Bedienstete des Müller'schen Volksbades, die Verwaltung des Müllerblockes sowie für den Männerschwimmverein München der Fabrikbesitzer Consée und Techniker Zettel. Stadtpfarrer Schöffel hob in seiner Trauerrede Müllers „eminente Tüchtigkeit, seinen eisernen Fleiß und Sparsamkeit“ hervor, die „aus dem armen Jungen einen Millionär“ geschaffen hatten.

 

Am 22. Juli 1907, also wenige Wochen nach Müllers Tod, stellte der sozialdemokratische Magistratsrat Karl Ullmann erneut den Antrag, die Gedenktafel an den Müllerhäusern wieder zu errichten; mit dem Hinweis auf den weiter anhaltenden Widerstand des jetzigen Besitzers endete auch der letzte Versuch, Müller in dieser Sache Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.[8]

 

Nach Müllers Tod kam es noch zu einem kleinen Rechtsstreit der Stadt mit den Erben, den die Stadt verlor. Danach wurde die jährliche Leibrente in Höhe von 10.000 Mark vertragsgemäß an Müllers Schwester Sofie ausbezahlt, die von Beuerberg nach Gries in die Villa Girasole zog. Doch auch nach dem Tod der Schwester am 12. Februar 1912 war es mit den finanziellen Verpflichtung der Stadt noch nicht ganz vorbei. Als sich nach der Inflation das Stadtpfarramt in  Weilheim (dort war Müller immerhin Ehrenbürger) die Grabpflege nicht mehr leisten konnte, übernahm diese Kosten im September 1924 die Stadt München bzw. die Volksbad-Stiftung.[9]

 

 

Erinnerung an Müller in München und Bozen

 

Die Stadt München musste zum 100. Geburtstag Müllers erst durch ein Schreiben seiner Großnichte Adelinde Bürgin, Architektengattin aus Heidelberg, vom 29. Januar 1921 erinnert werden. Am 1. März wurde aber dann die Büste im Vestibül des Volksbades bekränzt und in der Sitzung des Stadtrats erinnerte Oberbürgermeister Karl Scharnagl öffentlich an den Volksbadstifter.[10]

Karl von Müller ist heute in München in erster Linie durch seinen gestifteten Bau in Erinnerung geblieben. „MÜLLER’SCHES VOLKSBAD“ prangt in goldenen Lettern über dem Eingang; die Badegäste werden im Vestibül des Bades von der Büste Müllers begrüßt; und der Rad- und Fußweg zwischen Isar und Bad, den Müller so vehement gefordert hat, heißt (wenn auch erst seit 1965) zu Ehren des Stifters „Karl-Müller-Weg“.[11]

 

Die Stadt Bozen konnte das Müllersche Legat von 1909 aufgrund der komplizierten testamentarischen Klauseln erst im Jahr 1937 nutzen. Aus dem Legat an die Kurverwaltung Bozen-Gries wurden der Ostteil der Oswaldpromenade, das Schwimmbad „Lido“ und der Sitz des (faschistischen) „Palazzo del Turismo“ errichtet. Die Müllersche Neorenaissancevilla in Gries in der Fagenstraße 6, deren Eigentümer der Kurverein Bozen-Gries 1909 durch Eintragung ins Grundbuch geworden war, wurde nach etlichen Besitzerwechseln im Jahr 1966 abgerissen und durch einen Wohnblock ersetzt – nicht einmal die Baupläne der „Girasole“ sind erhalten.[12]

 

 

 

 

 



[1]     KLEIN (2008), S. 78.

[2]     Staatsarchiv München, AG München, NR 1909/1354.

[3]     In seinem letzten Schreiben an den Magistrat der Stadt München vom 11. April 1907, in dem er um Übersendung der zweiten Quartalsrate seiner Leibrente, die er sonst immer persönlich abholte, per Post bittet, unterschreibt er demonstrativ mit „Carl v(on) Müller, der Volksbadstifter“ (Stadtarchiv München, Badeanstalten 22).

[4]     Weitere Details des Testaments bei MUMELTER (1969), S. 322.

[5]     Stadtarchiv München PMB M 267. – In einer Quelle ist Meran als Todesort angegeben (Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Ordensakt 512). – Das Telegramm von Müllers Neffen Eduard Mittendorf mit der Todesnachricht vom 2. Juli 1909 enthält keine Ortsangabe (Stadtarchiv München, Bürgermeister und Rat 728).

[6]     Stadtarchiv München, Stadtchronik, Eintrag zum 4. Juli 1909.

[7]     Vgl. ANGERMAIR (2001).

[8]     Stadtarchiv München, Bürgermeister und Rat 570/1.

[9]     Stadtarchiv München, Badeanstalten 22.

[10]    Stadtarchiv München, Bürgermeister und Rat 306/1. – Dort auch Dankschreiben des Neffen Eduard Mittendorf, Kunstmaler, vom 2. März 1921.

[11]    DOLLINGER (2010), 160.

[12]    Freundliche Mitteilung von Hannes Obermair, Stadtarchiv Bozen vom 29.12.2010. – Zur Besitzgeschichte des Hauses und finanziellen Abwicklung des Testaments s.a. MUMELTER (1969), 325.